Freitag, 12. Juni 2009

"Rothenburg"



Jeden Donnerstag findet im Corso-Kino eine Sneak-Preview statt. Vorher weiß der Zuschauer nicht, was er sehen wird. Ich war in Thriller-Stimmung. Tatsächlich erfüllte das Intro der deutschen Produktion (Senator) meine Erwartungen. Als dann aus dem Off der Titel "Rothenburg" auftauchte, breitete sich ein Grinsen über mein Gesicht aus.
Das Drama über den Kannibalen Armin Meiwes, der sich mit Bernd Brandes zum "Abendessen" trifft. Erst im März wurde der Film, der schon 2006 hätte erscheinen sollen, freigegeben. Armin Meiwes Revision wurde abgelehnt.

Die beiden Hauptdarsteller sind brilliant. Sie gehen eine perverse Symbiose ein, die man ihnen fast abnimmt. Der Spruch "Ich hab dich zum Fressen gern" bekommt hier eine ganz neue Bedeutung. Aber was sucht diese amerikanische Schauspielerin dort, die eine Psychologiestudentin spielt? Ihre Rolle war schrecklich klischeehaft. Typisch Psychologiestudentin: Kajal um die Augen, als gäbe es kein Morgen, sinnlose Selbstgespräche, unwissenschaftliches Herangehen an ihre Doktorarbeit (ehrlich, wer will schon Fotos vom verlassenen Haus Meiwes in einer Dissertation sehen? Und wo bleibt die Studie? Datenauswertung?). Und natürlich ist sie immer traurig. Klar, wir Psychos sind so, oder? Wie könnten wir den Tag nur ohne Prozac überleben?
Setzen, Sechs.
Generell ist der Film düster und spannend. Auf Gemetzel a la Mel Gibson wird verzichtet. Es ist eher eine Liebesgeschichte, so eigenartig das klingt. Ich kann ihn nur weiterempfehlen. Ein Minuspunkt noch: Kindheits-Flashbacks um die Neigungen Meiwes und Brandes zu erklären. Bitte, keine Psychoanalyse, ok?

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